Fahrbericht Husqvarna Norden 901 Expedition (2023)

Also nachdem ich von der GS auf die Tenere umgestiegen bin, folgt nun unmittelbar die Norden 901 in der neuen Luxusedition “Expedition”. Das ist freilich ein ganz anderes Motorrad als die Tenere. Wenn man nur ein Motorrad haben will oder kann, dann ist die Husqi (neben der Ducati Desert X) eine wirklich heiße Kandidatin.

Sie hat ähnlich Druck wie die Ducati, ist insgesamt ähnlich dimensioniert und sehr reisetauglich ausgestattet – höheres Windschild (mit eigentümlicher Öffnung), Tempomat, Fahrmodi und etwas unglücklich abstehenden Gepäcktaschen. Sie hat Power mit rund 105 PS, schafft 100 Nm aus einem 889 Kubik-Zweizylinder bei 214,5 Kg ohne Benzin – mit 19 Litern ist sie fahrfertig vermutlich zwischen 225 und 230 Kg raus. Das ist nicht ganz leicht. Der Motor ist drehfreudig und braucht auch ordentlich Drehzahl, man merkt ihm die KTM-Gene an.

Ich finde ihn lange nicht so kultiviert und – auch wenn man oft das Gegenteil liest – er ist im untertourigen Bereich nicht so entspannt wie eine GS oder – andere Liga – eine T700. Überhaupt, die Norden, die mir seit dem Prototyp immer schon sehr gut gefallen hat und die in der Expedition-Variante als Typ gut zu mir passen würde, erinnert mich insgesamt an die GS. Man ist gut integriert, souverän unterwegs, sie ist reisetauglich, das steht außer Frage.

Wenn ich die GS bei 80-20 zwischen Straße und unbefestigter Welt sehe, dann ist die Tenere bei 30-70 zugunsten der Gemüseausflüge, die Ducati vielleicht am ehesten bei echten 50-50 und die Husqi sehe ich bei 60-40, also eher straßenorientiert. Das ist aber aus dem Bauch heraus und nach nach jeweils nur einer Probefahrt eine eher oberflächliche Einschätzung. Sie hat auch ein kleines Abwärmeproblem, allerdings vor allem im Bereich der Füße und Unterschenkel.

Daniel meint, ihn störe am ehesten, dass sie – durch die KTM-Gene vielleicht – schon eher vorwärts will und man bei ihr viel mehr als mit der Tenere aufpassen müsse, dass man nicht zu schnell unterwegs ist. Mir – und das ist bei allen Unterschieden in Gewicht und Laufradgröße und und und – ist sie zu nah an der GS. Bei ihr stellt sich mir die Frage, ob sie ein One-Bike-fits-all-Ersatz für die GS wäre. Unter bestimmten Gegebenheiten ja, aber aktuell stelle ich sie nach der Probefahrt zurück auf den Hof und sie wird es eher nicht. Dann wäre es eher die Ducati.

Seit den Probefahrten sind mir drei Dinge klar geworden:

1. Ich will noch mehr ausprobieren – vor allem die Hondas Africa Twin und Transalp.
2. Es lohnt sich vielleicht auch noch auf die neue BMW F900GS im Frühjahr 2024 zu warten, die ähnliche Eckdaten wie die Duc oder Husqi verspricht. Oder aber es lohnt sich auch nicht, denn – und das ist mir am wichtigsten – ich muss mir
3. vielleicht einfach mal noch viel genauer überlegen, wie ich „Reiseenduro“ definieren will, also was ich von einem Motorrad will. Denn einfach immer nur zu sagen, dass eine Reiseenduro ein Kompromiss zwischen Reisetauglichkeit und Geländeoption ist und dass man eine eierlegende Wollmilchsau sucht, das hilft ja nicht.

Also werde ich mich einfach mal durch die Geschichte der Reiseenduros lesen und andererseits meine Kriterien präzisieren. Im Moment neige ich dazu, Reisenduro doppelt zu denken, einmal mit Schwerpunkt auf Reise und Langstrecke und Soziustauglichkeit mit der dicken GS und einmal mit Schwerpunkt auf Abenteuer und weg von der befestigten Straße und der Tenere. Aber drei Motorräder passen langfristig nicht in die Garage – bestenfalls für eine Probezeit.

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