Ihre Überfahrt beginnt in 104 Tagen, 3 Stunden, 26 Minuten und 33 Sekunden.

Seit der Weihnachtspause war nicht viel Zeit für die Reiseplanung  und fast hätte das ärgerliche Konsequenzen gehabt. Jetzt habe ich dafür in 2 Tagen ganz viel erledigt:

Ich habe ein neues Zelt, es ist ein schottisches geworden, ein Vango Mirage irgendwas 300, was meint, dass es für 3 sehr schmale Personen geeignet ist (wobei ich noch nie 3 schmale Schotten auf einem Platz gesehen habe). Für mich alleine ist es perfekt: Helm, Kombi und Koffer passen neben die Isomatte, da habe ich nachts gleich was zum Kuscheln. Schon mal gut: Im Wohnzimmer habe ich unter widrigen Bedingungen (computerspielende Kinder) nur 7 Minuten für den Aufbau gebraucht. Jetzt kriege ich nur die Heringe nicht mehr aus dem Parkett.

Dann: Ich habe eine Protektorenjacke geschenkt bekommen, die ich unbedingt wollte (Ortema Ortho-Max, was richtig Gutes). Sie liegt unter der Kombi eng am Körper und sorgt dafür, dass die Protektoren auch im Un-Fall da sitzen, wo sie hingehören. Mal sehen, ob mich die Finnen als Presswurst im Netzmantel lieber einreisen oder aufessen wollen.

Mein Motorrad ist wieder da! Neue Reifen (Pirelli Scorpion Trail II) sind drauf, frische RDC-Sensoren eingebaut (weil ich ein Gadget-Luxuskind bin), das Federbein hupft wieder. Große Inspektion mit ganz viel Flüssigkeitswechseln wurde gemacht und die Rennaufsicht hat mir wieder zwei Jahre Freigabe erteilt. Bin bei 8 Grad und im Nieselregen heimgefahren und habe mich trotz Jeans und Turnschuhen wohl gefühlt. Das ist ein gutes Zeichen für einen Nordeuropaurlaub. Als ich es geholt habe, habe ich dem Mechaniker von meinem Plan erzählt. Er:
“Und machen Sie das alleine?”
“Ja”
“Keinen Motorradkumpel gefunden?”
“Nein, mich mag ja keiner.”
“So unsympathisch sind sie doch gar nicht.”
“Sie kennen mich nur als Kunden.”
“Wird das nicht fad?”
“Doch, ich mag mich ja auch nicht.”
“Naja, ist sicher eine Erfahrung.
“Ach, so kann ich mich wenigstens mal in Ruhe mit mir streiten.”

Ich habe bisher die Fähre noch nicht gebucht, konnte mich noch nicht entscheiden, ob ich eine 2er-Kabine oder die Isomatte an Deck nehmen soll. Im Motorradforum sagen die harten Jungs ja, dass sie für das richtige Reisegefühl am liebsten auf Deck campieren. Ein anderer meinte recht väterlich, dass ich ruhig die 2er Kabine nehmen soll, bis Juni fände ich schon noch ein nettes Mädel als Reisebegleitung… Gerade eben habe ich nun gesehen, dass am Wunschtag keine 2er-Außenkabine und auch sonst kaum mehr etwas frei ist. Jetzt gibt es nur noch 3er-Innenkabinen und das überfordert mich definitiv. Was soll ich denn jetzt meinem Mechaniker sagen? Ich reise alleine mit meinen beiden weiblichen Seiten? Jedenfalls ist es jetzt die 3er-Kabine geworden und ich kläre die Personenkonstellation noch mit meinem Therapeuten. Und für das richtige Reisegefühl baue ich in der Kabine dann einfach in 7 Minuten alleine mein Zelt auf, das kann ich ja jetzt schon. Ich muss nur mit den Heringen im Schiffsboden aufpassen.

Die Fährenbuchungsseite weiß es übrigens ganz genau: “Ihre Überfahrt beginnt in 104 Tagen, 3 Stunden, 26 Minuten und 33 Sekunden.”

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