71 Grad, 10 Minuten, 21 Sekunden

18.6. morgens am See bei Inari

Heute bis kurz vor eins vor dem Zelt gesessen. Schon kalt (der Wind), aber es schien ja die Sonne.

Das ist schon sehr cool.

Da muss ich mal wieder so ein Selpfi machen.

Mit dem netten GS-Schweden geplaudert, zu Beginn auch noch mit einem 67-jährigen Franzosen, der als Student mal als Tramper ans Nordkapp gefahren ist und jetzt als Rentner die gleiche Tour mit dem Motorrad macht. Um halb zwölf kam dann noch ein ein tschechischer Rentner zu uns, der mit seiner Frau im Hotelbus reist und sehr gut deutsch spricht. Wir haben über die Wende ’89 und die Freiheit und den Frieden gesprochen, über den Euro und das große Glück, dass wir, ein Schwede, ein Tscheche, ein Deutscher in Finnland gemeinsam die Mitternachtssonne genießen dürfen. Ich hatte das Gefühl, dass den netten Herren das tief bewegt und irgendwie hat er uns angesteckt. Wir waren alle ganz sentimental und ich bin froh, dass keiner Wodka hatte, sonst hätte das vermutlich ein übles Ende genommen.  Ach, übrigens  habe ich den Slenderman gefunden…

Angenehmer Nebeneffekt der Nachtssonne: Die Leute stehen nicht schon um 7 auf. Gut so.

Abends auf dem Campingplatz bei Honningsvag

Ich habe meinen nördlichen „Turning Point“ erreicht, war am Nordkapp.

Sehr nett, auch sehr touristisch. Ich hatte großes Glück, weil ich trotz Tunnelsperrung und langer Wartezeit von ca. 19.30-21.30 Uhr dort sein konnte und da noch die Sonne zu sehen war.

Jetzt (23:08 Uhr) bin ich auf dem Zeltplatz, es ist zwar immer noch hell, man würde die Sonne am Kapp aber gar nicht sehen, wie sie langsam über den Nordhimmel kriecht. Ist ziemlich bewölkt. Macht nix, das habe ich ja gestern perfekt beobachten können. 

Viel wichtiger ist: Ich bin jetzt in Norwegen.

Die ersten Kilometer bin ich mehr gekrochen als gefahren, nachdem mir heute Morgen noch ein Deutscher erzählt hat, dass sie ihn in Norwegen geblitzt haben und er 6.500 NOK (sind ungefähr 650€) zahlen musste. Mittlerweile fahre ich zwar immer noch sehr brav, aber doch immerhin wieder die erlaubte Höchstgeschwindigkeit und nicht immer 20 weniger. Gar nicht lange nach der Grenze beginnt sich  die Landschaft zu verändern und man kommt langsam vor ans Meer.

Überhaupt: Es gibt richtige Landschaft, was ich nach WaldWaldWaldSeeWaldWaldSeeWald gar nicht mehr gewohnt war. Und sie zeigt sich gleich sehr eindrucksvoll – es ist weitweitweit und je weiter man ans Kapp kommt, umso mehr sieht es aus wie in Schottland.

Ich habe auf dem Campingplatz eine alte britische Dame kennengelernt, die meinte, das hier erinnere sie an Schottland. Wir haben uns sofort gut verstanden. Sie findet es so großartig, dass es hier so aussieht als habe noch nie ein Mensch diese Landschaft berührt – und auf manche Fleckchen mag das sogar wirklich zutreffen. Ein schöner Schlussgedanke, finde ich. 

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