Tromsø und Senja auf Umwegen

Zu allererst mal: Wow, ist das unfassbar schön hier, wenn die Sonne scheint.

Wie wenn man kleine schweizer Alpengipfel in den Atlantik stellen würde – die perfekte Mischung.

Ich bin morgens bei leichter Bewölkung los und als ich die erste Fähre (es sollten heute 4 werden, wurden dann aber nur 2…) genommen habe, war es wunderbar sonnig und ich habe einen leichten Nasenbrand, glaube ich.

Ich bin ab Oderdalen mit der Fähre über die 91 nach Tromsø gefahren, was für eine irre Stadt. Lebendig und fröhlich und nett. Ich war im Polarium, Robben gucken und Filme über das Nordlicht und Spitzbergen – naja, Museumsfilme halt, aber die 30 Minuten habe ich gut geschlafen, denn das war die erste Dunkelheit seit Tagen. (Jetzt verstehe ich, warum die hier oben solche Filmfans sind.) Die Robben waren toll.

Die Eismeerkathedarle kostet Eintritt und ich habe mir mal geschworen, dass ich für Kirchen kein Geld bezahle — von außen sieht sie sehr gewollt aus und was ich innen vom Mosaik erspähen konnte, das war auch nicht meins: evangelische Kirchenkunst. 

So, dann war ich mutig, weil ich für morgen 16 Uhr die Waltour in Andenes gebucht habe – nicht dass dann alles ausgebucht ist (tatsächlich wären die zwei früheren Touren schon voll gewesen). Ich bin von Tromsø über die 862 nach Botnham und wollte mit der 19-Uhr-Fähre nach Senja. Die fiel aber aus, wegen technischer Störung. Die deutschen Wohnmobilisten haben erzählt, dass seit nachmittags um 15 Uhr der Reihe nach alle Fähren ausfallen und sie jetzt hier am Anleger grillen. Ich habe dann einen jungen Norweger im Prollgolf angesprochen, der hat Freunde auf Senja, die ihm dann am Telefon erzählt haben, dass der Vater, der der Chef von der Fährgesellschaft dort ist, gesagt hat, dass das Boot einen unklaren Schaden an der Steuerung hat und dass das heute nichts mehr wird. Wenn ich heute aber nicht nach Senja komme, dann schaffe ich morgen um 11 nicht die Anschlussfähre auf die Vesteralen, wo dann um 14.30 meine Tour und um 16 Uhr mein Schifferlausflug beginnt. Also, meint der Norweger, musste halt außenrum fahren – sind ja nur 220 Km und 3,5-4 Stunden, weil man nur 60 fahren kann, wenn man kann. Ich los und nach einer halben Stunde habe ich verstanden, was er meinte: Buckel-Schlagloch-Piste, manchmal war 30 zu schnell, dann Baustelle, Kiespiste, dann plötzlich Baustelle und ein Mann in Baumontur sagt, ich muss warten, bis das Fahrzeug kommt, dass mich durch die Baustelle führt. Ok, habe ich auch noch nicht erlebt. Auf Senja gibt es nur einen Zeltplatz, der ziemlich ab vom Schuss ist (und auch noch 60 Km vom Fähranleger, aber die schaffe ich morgen in der Früh). Der Zeltplatzmann am Telefon meint, ich solle einfach kommen, aber Vorsicht, die letzten 5 Km sind Schotterpiste. Waren sie auch. Geländemarcel. Der Zeltplatz ist eine riesige Anlage für Dauercamper, die riesige Wiese für Zelte habe ich für mich alleine. Sie war so riesig, dass ich sie zuerst übersehen habe, bis ans Wasser gefahren bin, dort im Matschkies umdrehen musste, weggerutscht bin und – Fanfare: Tatataaaa!!!! – zum ersten Mal mein dickes Motorrad umgefallen ist. Ein Glück, dass ich mich auf Youtube schon schlau gemacht habe (Clinton Smout!!!), wie man das löst, denn ne viertel Tonne plus Gepäck sind eine Menge Holz. Ich bin also neben meinem Motorrad gestanden und habe mich zuerst mal vor dem Publikum verbeugt, um die Peinlichkeit zu überwinden. Dann habe ich gemerkt, dass da gar niemand war – und das war mir dann wirklich peinlich. Koffer abgebaut, Lenker als langen Hebel genommen uuuuuund: ein Glück, dass ich noch ein paar Liegestützen schaffen würde. Jetzt ist es Mitternacht und viel zu hell (und ich zu aufgedreht), muss aber schlafen, weil ich morgen um 7 raus muss. Also heute nur Text und ganz wenige Bilder (das macht nämlich fast mehr Arbeit als die Schreiberei). 

Nachtrag: Gestern kam gegen Mitternacht nochmal die Sonne raus. Irre Farben.

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